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- Der Begriff Araber ist umgangssprachlich ein Überbegriff für Pferde die dem Erscheinungsbild und der Herkunft nach arabischen
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- Ursprungs sind, gleichgültig ob sie von der World Arabian Horse Organisation anerkannt sind oder nicht.
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- Im engeren Sinn bezeichnet der Begriff eine eigene Rassegruppe innerhalb der arabischen Pferde.
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- In die Rassegruppe Araber werden die Pferde eingeordnet, deren Blut nicht rein genug ist, um als Vollblutaraber zu gelten,
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- deren Anteil an Fremdblut jedoch zu gering ist, um einer der drei anderen Rassen (Shagya-Araber, Anglo-Araber oder
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- Arabisches Halbblut) zugeordnet zu werden. Das Zuchtbuch der Araber-Rasse wird in Deutschland vom Verband der Züchter und
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- Freunde des Arabischen Pferdes VZAP geführt.
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Der Vollblutaraber
- auch Arabisches Vollblut (AV) ist die rein gezogene Form des Arabischen Pferdes, das zur Gruppe der Vollblüter gehört.
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- Shagya-Araber, Anglo-Araber, Arabische Halbblüter und Araber werden vom Reinzucht Arabischen Vollblüter unterschieden, da sie
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- alle einen Anteil an Fremdblut aufweisen.
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- Ein Vollblutaraber, der in seinen sämtlichen Abstammungslinien erwiesenermaßen auf Originalaraber aus der Wüstenzucht der
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- Beduinen auf der Arabischen Halbinsel zurückgeht, wird auf arabisch als - asil- (edel, reinrassig) bezeichnet.
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- In deutschen Abstammungspapieren wird der Vollblutaraber durch ein ox hinter dem Namen gekennzeichnet.
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Exterieur
- Besonderes Merkmal des Vollblutarabers ist
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- sein kleiner Kopf mit breiter Stirn,
- großen, tief am Kopf angesetzten, exponierten Augen und
- großen, sich bei Erregung trichterförmig öffnenden Nüstern.
- Häufig verläuft das Nasenbein konkav (Hechtkopf), was auch "Araberknick" genannt wird.
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- Weiterhin charakteristisch sind ein hoher Schweifansatz und ein - von der Seite gesehen - eher quadratisches Format,
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- im Gegensatz zu den modernen, warmblütigen Reitpferderassen, die ein Rechteckformat aufweisen.
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- Eine Besonderheit ist die Anzahl der Wirbel:
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- Der Vollblutaraber besitzt (meistens)
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- 17 Rippen,
- fünf Lendenwirbel und
- 15 Schweifwirbel,
- während andere Pferderassen
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- 18 Rippen,
- sechs Lendenwirbel und
- 16-18 Schweifwirbel
- aufweisen.
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- Das Stockmaß liegt zwischen 140 und 156 cm.
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- Trotz dieser verhältnismäßig geringen Größe wird er als Pferd gewertet.
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Interieur
- Vollblutaraber stehen im Ruf
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- robust,
- sensibel,
- genügsam,
- menschenbezogen und
- lebhaft
- zu sein.
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- Diese Eigenschaften machten sie weltweit zu einer der beliebtesten Freizeitpferderassen.
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- Ihre eigentliche sportliche Domäne ist - ihrer einzigartigen Ausdauer, Härte und Schnelligkeit wegen - der Distanzsport,
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- der von arabischen Pferden dominiert wird.
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- Auch Araberrennen werden in vielen Ländern abgehalten.
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- Insbesondere in der arabischen Welt gelten besonders edle Tiere als Statussymbol
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Zuchtgeschichte
- Vollblutaraber werden seit dem 7. Jahrhundert auf der arabischen Halbinsel gezüchtet.
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- Als Stammmütter gelten nach einer Legende jene fünf Stuten, die der Prophet Mohammed bei seiner Flucht nach Medina mit sich
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- führte.
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- Für die Theorie, dass dies in Reinzucht, d. h. ohne Fremdbluteinfluss erfolgte, spricht zumindest, dass der Koran Aussagen des
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- Propheten Mohammed überliefert, wonach Rassepferde begehrenswert seien.
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- Anlass dafür waren militärische Niederlagen, die der Prophet anfangs gegen seine Gegner erlitt. Diese waren besser beritten
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- als seine eigene Kavallerie. Das Arabische Pferd gilt deshalb als die älteste Haustier-Zuchtrasse der Welt.
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- Der Ruf dieser Pferderasse drang im Laufe der Zeit, insbesondere über das jahrhundertelang von den Arabern beherrschte Spanien,
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- bis nach Mitteleuropa.
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- Im 19. Jahrhundert schickten deshalb europäische Fürstenhäuser kostspielige Expeditionen nach Syrien und in die angrenzenden
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- Steppengebiete der Arabischen Halbinsel, um sich einige dieser arabischen Pferde zu sichern, mit denen sie die heimische Zucht
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- verbessern (veredeln) wollten.
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- Geleitet wurden diese Expeditionen meist von hervorragend qualifizierten Gestütsbeamten. Sie erwarben originale Araberpferde
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- direkt von den Beduinen oder von einheimischen Zwischenhändlern und transportierten die gekauften Pferde über Land und See nach Europa.
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- Die Hengste wurden dort in der eigenen Landespferdezucht als Veredler eingesetzt.
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- Mit den wenigen Stuten, die die Beduinen bereit waren ziehen zu lassen, wurden aber auch Reinzuchten aufgebaut, um von den
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- teuren Importen aus Arabien unabhängiger zu werden.
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- Als Beispiel dafür sei das Privatgestüt Weil des Königs Wilhelm I. von Württemberg genannt, das 1817 gegründet wurde und so
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- bekannte Pferde wie Murana I, Tajar und Bairactar aus Arabien importierte.
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- Nachkommen dieser Pferde finden sich noch heute im Haupt- und Landgestüt Marbach, dessen berühmte Araber auf die Weiler Zucht
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- zurückgehen, und in allen Sportpferderassen der Welt.
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- Zu erwähnen ist auch das etwas später gegründete britische Crabbet Park Arabian Stud, das ebenfalls weltweite Bedeutung erlangte,
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- sowie die Gestüte der Polnischen Fürsten Sanguszko (Slawuta, Gumniska) und Dzieduszycki (Jezupol und Jablonowo) oder
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- das k.u.k. Militärgestüt Radautz.
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- Das Arabische Pferd wurde der Quell, aus dem das Europa des 19. Jahrhunderts schöpfte, um seine modernen, edlen
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- Reitpferderassen zu entwickeln.
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- Spätestens seit Ende des Zweiten Weltkrieges hat ein Abkömmling des Arabischen Pferdes, das englische Vollblut, die Hauptrolle
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- als Veredler der Reitpferderassen übernommen.
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- Es stammt in der Vaterlinie von nur drei orientalischen Hengsten ab, von denen mindestens einer (Darley Arabian),
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- ein asiler Wüstenaraber war.
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- Dennoch werden auch heutzutage immer wieder arabische Hengste in der Warmblutzucht eingesetzt, um Härte, Gesundheit, Ausdauer,
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- Umgänglichkeit und Schönheit in diesen Zuchten zu bewahren und zu fördern.
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- Als Beispiele seien die arabischen Hengste Amurath 1881 und Priboj, beides Vollblutaraber, der Angloaraber Ramzes oder der
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- Shagya-Araber Bajar genannt, die eigene Vaterlinien in der Warmblutzucht gründeten.
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- Vermehrt wird in der deutschen Warmblutzucht auch der Umweg über den Trakehner gewählt, der mehr oder weniger eine anglo-arabische
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- Rasse darstellt.
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- In der französischen Sportpferdezucht nimmt diese Rolle der französische Angloaraber ein.
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- Durch diese Maßnahmen erreicht man, dass der erwünschte arabische Blutanteil erhalten bleibt, ohne den Nachteil der zu geringen
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- Größe in der F1-Generation in Kauf nehmen zu müssen.
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- Eingeschleppte Seuchen sowie die Einführung des Automobils und des Gewehrs rissen Anfang des 20. Jahrhunderts tiefe Wunden in
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- die Population des arabischen Pferdes in seinem Ursprungszuchtgebiet.
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- Der reine, asile Araber drohte in seiner Heimat auszusterben.
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- Die größten Populationen arabischer Pferde finden sich deshalb heutzutage in den USA, Großbritannien, Ungarn, Polen und Deutschland.
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- Der Hippologe Tibor von Pettkó-Szandtner setzte bereits Ende der 1950er Jahre in seiner Funktion als Gestütsleiter des
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- ägyptischen Staatsgestütes El Zahraa auf den Reimport von asilen Arabern aus großen europäischen Gestüten.
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- In den letzten Jahren haben die Herrscherfamilien auf der Arabischen Halbinsel dieses arabische Kulturgut wiederentdeckt.
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- Mit aus der ganzen Welt importierten Pferden haben sie die Zucht im Land seiner Entstehung zu neuem Leben erweckt.
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- Einzig die Emire von Bahrain unterhalten seit Jahrhunderten ununterbrochen bis zum heutigen Tage ein Gestüt auf ihrer Insel.
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- Dort bewahren sie so seltene Stutenstämme wie Al-Jellabieh und Al-Kray aus reiner Wüstenzucht, die kein importiertes Blut aus
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- der westlichen Welt führen.
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- Sie werden deshalb als eine wertvolle Genreserve betrachtet. Diese Pferde ähneln angeblich am ehesten dem ursprünglichen,
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- von den Beduinen gezüchteten Typ des Wüstenpferdes.
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- Auch in Saudi-Arabien, Syrien und bei den Tahawi-Beduinen in Ägypten soll es vereinzelt noch reine (asile) Wüstenaraber geben,
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- die frei sind von Fremdbluteinfluss oder dem Blut der Reimporte.[3]
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- Darüber hinaus erhielt sich in Ägypten in einigen Privatgestüten der Könige und reicher Paschas und später in einem staatlichen
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- Gestüt eine weitgehend reine Zucht edler arabischer Pferde. Sie gehen zum Teil auf besonders wertvolle Importe zurück, die
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- ägyptische Mameluken-Herrscher des 19. Jahrhunderts von der Arabischen Halbinsel und aus Syrien einführten.
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- Diese ägyptischen Pferde erlangten in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts weltweit ihrer Schönheit und Seltenheit wegen große
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- Popularität und wurden zu horrenden Preisen gehandelt. Dieser Boom ist mittlerweile abgeebbt.
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- Nach ihrer Herkunft unterscheiden Züchter u. a. zwischen ägyptischen, russischen, polnischen oder auch spanischen Arabern.
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- Je nach dem spezifischen Zuchtziel dieser Herkunftsländer differieren diese Pferde mehr oder weniger im Exterieur, so wie es
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- auch in der ursprünglichen Wüstenzucht verschiedene Typen gab. Es ist aber wichtig festzuhalten, dass es sich bei diesen
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- unterschiedlichen Typen nicht um unterschiedliche Rassen handelt. Zwischen diesen Zuchtgebieten besteht auch immer ein reger
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- Austausch von Zuchttieren. Alle diese Pferde sind deshalb Vollblutaraber und weisen die oben beschriebenen Charakteristika auf.
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- Alle sollen möglichst lückenlos auf Wüstenaraber zurückgehen, so wie es die WAHO (siehe unten) in ihrer Definition des Vollblutarabers verlangt.
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- In Deutschland betreut der Verband der Züchter und Freunde des Arabischen Pferdes (VZAP) in Hannover die Zucht aller arabischen
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- Rassen (Vollblutaraber, Shagya-Araber, Anglo-Araber, Arabisches Halbblut und Araber) und ist mit rund 2.000 Mitgliedern und 1.700
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- eingetragenen Zuchtpferden einer der wichtigsten Mitgliedsverbände der World Arabian Horse Organisation (WAHO).
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- Die WAHO erkennt pro Land immer nur einen Zuchtverband an. Dies ist in Deutschland der VZAP.
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- Neben dem VZAP gibt es in Deutschland noch den ZSAA (Zuchtverband für Sportpferde arabischer Abstammung e.V)
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- Verwendung
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- Der asile (reinrassige) Wüstenaraber fand früher bei der Jagd, für Rennen und im Krieg Anwendung.
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- Er war für die nomadisierenden Beduinen überlebenswichtig und stellten für sie einen hohen Wert dar.
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- Heute werden Arabische Vollblüter überwiegend als Freizeit- und Showpferde genutzt.
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- Aufgrund ihrer Härte und Ausdauerleistung sind Arabische Vollblüter führend bei Distanzritten und kommen häufig in der
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- Wanderreitszene, immer mehr auch beim Westernreiten zum Einsatz.
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- Durch die rein auf Schnelligkeit gezüchteten Englischen Vollblüter wurde das Arabische Vollblut bei den Renndisziplinen über
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- kürzere Strecken in den Hintergrund gedrängt.
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- Ein direkter Vergleich mit dem Englischen Vollblut war nicht mehr möglich, weshalb spezielle Rennklassen für Arabische Vollblüter
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- geschaffen wurden, die sich speziell in der arabischen Region wieder großer Beliebtheit erfreuen.
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- Einen maßgeblichen Einsatz findet das Arabische Vollblut in der Zucht, wo es zum einen für den Fortbestand der eigenen Rasse,
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- aber auch bei fast allen anderen Rassen als Veredler der Blutlinien immer wieder zum Einsatz kommt.
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