Tiersteckbrief Rotwild

  • Größe: 1,10 bis 1,50m Schulterhöhe
  • Gewicht: 60 bis 150kg (je nach Standort und Lebensalter)
  • Paarungszeit: September/Oktober
  • Setzzeit: Mitte/Ende Mai, meistens 1 Kalb
  • Lebensraum: Wald

 

 

  Rotwild

Allgemeines:
Die bedeutendste Wildart ist das Rotwild. Die majestätischen Hirsche sind seit Jahrhunderten das Sinnbild für die Jagd schlechthin. Kein Wunder - sind sie doch die größte heimische Wildart.
Rotwild hat ein sehr ausgeprägtes Sozialverhalten. Normalerweise lebt das Kahlwild in separierten Rudeln zusammen,
Platzhirsche sind ausgesprochener Einzelgänger.
Allerdings gibt es auch Hirschrudeln, die sich jedoch spätestens zur Brunftzeit auflösen.
Nur die männlichen Tiere, die Hirsche, haben ein Geweih, das sie im Frühjahr abwerfen. Bis zum Oktober entwickelt sich dann das neue Geweih, das in den ersten kalten Herbsttagen für die Brunftkämpfe gebraucht wird.
Das Rotwild braucht großflächige Lebensräume, in denen es sich zurückziehen kann.
Früher war das Rotwild ein typisches Steppentier, wir Menschen haben es aber im Lauf der Jahrhunderte in den schützenden Wald gedrängt.
Darin liegt auch ein Hauptproblem des Rotwildes: Durch den Straßenbau und verschiedene Formen intensiver Landnutzung wird der Lebensraum des Rotwildes immer kleiner.
Wir Jäger kämpfen dafür, dass diese Entwicklung gestoppt wird, damit der "König der Wälder" uns noch lange erhalten bleibt.

Haarwechsel:
Der Haarwechsel erfolgt zweimal im Jahr, im Frühling und im Herbst. Das Sommerhaar ist relativ kurz und rotbraun (daher der Name Rotwild!). Das längere Winterhaar ist grau/graubraun. Die Unterseite des Rumpfes ist im Winter bei männlichen Tieren (Hirsche) weitgehend schwarz, bei weiblichen Tieren (Kühe) weisslich. Kälber tragen zunächst weisse Tarnflecken, die mit dem ersten Haarwechsel verschwinden. Die ausgeprägte Brunftmähne der Hirsche bildet sich nur im Winterhaar.

Das Geweih:
Normalerweise sind gegen Ende des ersten Lebensjahres eines Rothirsches die Rosenstöcke voll entwickelt und heben sich deutlich sichtbar von den Stirnbeinen ab. Dem mittlerweile vom Hirschkalb zum Schmalspiesser gewordenen Hirsch, wächst jetzt sein erstes Geweih, das in der Regel im September gefegt wird. (Ältere Hirsche im Juni/Juli). Bei der ganz überwiegenden Zahl der Hirsche bilden zwei Spiesse das erste Geweih, die je nach Kondition und Konstitution des Hirsches zwischen stummelartigen Fortsätzen und 50 bis 60 cm langen Spiessen variieren können. In Ausnahmefällen können Jährlinge auch ein Augsprossen-, Hochgablergeweih oder Sechsergeweih tragen. im Unterschied zu den folgenden Geweihstufen fehlen den Erstlingsspiessern die Rosen.

  

Abwurf:
Schmalspiesser und andere junge Hirsche werfen bis in den April/ Mai hinein ihr Geweih ab, ältere Hirsche hingegen bereits im März/April.Je älter desto früher. Knochenfressende Zellen bewirken, wie bei allen Cerviden, am oberen Ende der Rosenstöcke den Geweihabwurf. Die Rosenstöcke geben einen wichtigen Aufschluss auf das Alter. Sie sind bei jungen Hirschen relativ lang und dünn und werden mit zunehmendem Alter kürzer und nehmen im Durchmesser zu. Zwei von einem Hirsch stammenden Abwurfstangen (Abwürfe) nennt man Passstangen. Ist die Abwurfsfläche an der Basis nach aussen gewölbt, stammen die Abwürfe in der Regel von einem jüngeren Hirsch. Bei älteren Hirschen ist die Basis eben oder gar konkav.

Aufbau:
Sofort nach dem Abwurf beginnt das Schieben. Das neue Geweih ist während dem Aufbau weich und mit einer mäusefellartigen Nährhaut überzogen. Diese Haut nennt man Bast. Via Blutbahn werden hiermit die Knochensubstanzen für den Aufbau zugeführt. Dadurch entstehen die gerillten Furchen längs der Stangen. Der ganze Aufbau dauert ca. 4 Monate. Man bedenke, dass bei einem starken Hirsch der tägliche Wachstum bis 1 cm beträgt!

Als Abnormalität gelten u. a. der geweihlose Hirsch (Mönch, Plattkopf), der Perückenhirsch, bei dem eine Geweihwucherung infolge hormoneller Störung stattfindet, und der seltene Doppelkopf, bei dem die alte Stange nicht rechtzeitig abgeworfen wird und sich eine neue "Kolbenstange" um die alte Stange bildet. Bei der Doppelkopfbildung, die überwiegend bei jüngeren Hirschen beobachtet wird, sitzen also Geweihe unterschiedlicher Jahrgänge gleichzeitig auf demselben Rosenstock.

Gebiss:
Das Gebiss besteht aus:
6  Schneidezähne (Incisivi), die, wie bei allen Wiederkäuern, im Oberkiefer fehlen,
4  Eckzähne (Canini), die im Unterkiefer eine Schneidezahnfunktion erfüllen und im Oberkiefer als nicht genutzte Grandeln zu finden sind,
12 Vorbackenzähne (Prämolare),
12 Backenzähne (Molare)
Die Zahnformel lautet:

Schneidezähne, Eckzähne (auch Grandeln) und Prämolare werden gewechselt, sind zunächst also als Milchzähne vorhanden. Der Zahnwechsel ist nach etwa 28 Monaten beendet. Bis zu diesem Zeitpunkt ist eine Alterseinschätzung anhand des Zahnwechsels möglich. Später ist man auf Schätzungen anhand des Abschliffes der Backenzähne oder anderer Methoden angewiesen.
   

Geschlechts- und Alterskennzeichen:
Hirsche:
tragen ein sehr ausgeprägtes Geweih, welches nach rund 200 Tagen Aufbauzeit voll entwickelt ist. Dieses Geweih wird im Winter abgeworfen und auf den Ansätzen, den Rosenstöcken bilden sich jedes Jahr ein neues Geweih, wobei die Form des einzelnen Hirsches mit wenigen Abweichungen immer diesselbe ist. Die Enden am Geweih sagen nichts über das Alter des Hirsches aus, wohl aber die Rosenstöcke, welche jedes jahr immer kürzer und im Durchmesser grösser werden.
Hirsche werden höchstens 20 Jahre alt.
Tiere:
besitzen ein langes Haupt ohne Geweih und lang wirkende Lauscher. Schmaltiere erkennt man am kürzeren Haupt und an der geringeren Stärke.
Kälber:
Unterschiede zwischen Hirschkalb und Wildkalb gibt es fast nicht, mit Ausnahme des Nässens. Hirschkälber sind im Winterhaar am Hals und Bauch etwas dunkler gefärbt.


An der Statur des Hirsches kann man die Hirsche grob in drei Klassen einteilen:

 

Junge Hirsche   (Alter: 1 - 7 Jahre)
  • schlanke und elegante Statur:

  • Bauchloser Rumpf
  • fehlende Widerrist
  • langes Haupt
  • dünner aufrechtgehaltener Hals
  • kurze Mähne
Mittelalter Hirsch  (Alter: 8 - 14 Jahre)
  • Haupt weniger spitz, deshalb kürzer wirkend,

  • Hals mehr gestreckt,
  • stärkere Mähne,
  • leicht vorstehender Widerrist
  • Rumpf massiger, viereckige Form annehmend
Alte Hirsche  (Alter: 15 - 20 Jahre)
  • Verlagerung des Körperschwerpunktes nach vorne

  • stumpfes, kurz und breit wirkendes Haupt 
  • gestreckte Trägerhaltung 
  • starke Mähne 
  • deutlich hervortretender Widerrist 
  • Rumpf massig 
  • Hängebauch 

 

6. Jägersprache:  
Hirsch: männliches Tier Gelttier: Tier ohne Kalb
Tier: weibliches Tier Röhren, Orgeln: Brunftschrei des Hirsches
Hirschkalb: männliches Kalb   Suhle: Schlammbad
Wildkalb: weibliches Kalb Einstand: bevorzugtes Aufenthaltsort
Schmaltier: 1 - 2 jähriges Tier Setzen: gebären
Schmalspiesser: 1 - 2 jähriger Hirsch Färben: Haarwechsel
Kahlwild: Rudel ohne Hirsche Nässen: Wasser Lassen