Kriechtiere

Allgemeines:

Wärmehaushalt der Kriechtiere:
  • Die Kriechtiere (Reptilien) sind poikilotherm.
  • Ihre Körpertemperatur steht in Abhängigkeit zur jeweiligen Außentemperatur. Dadurch sind ihrer weltweiten Verbreitung natürliche (klimatische) Grenzen gesetzt.
  • Alle in Niederöstrreich verbreiteten Reptilien legen während der extrem kalten Jahreszeit eine Aktivitätspause ein.
    • Dabei ziehen sie sich in frostgeschützte Winterquartiere zurück.
    • Der Stoffwechsel wird stark reduziert, Die Tiere verfallen in eine Körperstarre.
    • Frostfreie Quartiere sind überlebenswichtig, da die Kriechtiere im Gegensatz zu den Säugetieren bei zu starkem Absinken der Temperaturen nicht mehr erwachen und erfrieren.

Sinnesorgane:
  • An der Kopfoberseite besitzen die meisten Reptilien ein Parietalauge (deutlich sichtbar bei der Blindschleiche).
  • Mit diesem rückgebildeten Lichtsinnesorgan können die Tiere HellDunkelUnterschiede wahrnehmen.
  • Die Wahrnehmung von Geruchsstoffen erfolgt durch ein Sinnesorgan (Jakobson'sches Organ) im Munddach, zu dem mittels der Zunge die Duftstoffe transportiert werden.
  • Schlangen fehlt eine äußere Ohröffnung. Sie hören nichts, reagieren allerdings sehr empfindlich auf Bodenerschütterungen.

Skelett:
  • Eine Besonderheit zeigt der Schädel der Schlangen. Die hohe Beweglichkeit der einzelnen Schädelknochen zueinander und die Möglichkeit einer zeitweiligen Trennung der Gelenksverbindung zwischen Ober und Unterkiefer ermöglichen diesen Tieren Beutestücke, die oft ein Vielfaches größer sind als ihr eigener Kopf, zu verschlingen.
  • Das Fehlen eines Brustbeines, wodurch die Rippen frei enden, ermöglicht den ungehinderten Weitertransport großer Nahrungsstücke im Körper.

Fortpflanzung:
  • Das paarige männliche Geschlechtsorgan (Hemipenis) befindet sich beidseitig hinter der Analöffnung. Im Erregungszustand wird dieses Begattungsorgan ausgestülpt.
  • Bei der Paarung wird ein Teil dieses paarigen Organs in die Kloake des Weibchens eingeführt.
  • Die Oberfläche des Hemipenis ist mit unterschiedlichen dornartigen Fortsätzen besetzt, durch die er in der Kloake verankert wird.
  • Die Reptilien pflanzen sich im Normalfall durch Eier fort.
  • Einige Arten sind aber auch lebendgebärend (vivipar) oder die Jungtiere verlassen beim Geburtsvorgang die Eihülle (ovovivipar).
  • Alle Kriechtiere legen ihre Eier an Land ab.
  • Der Embryo ist durch eine häutige Hülle (Amnion) und zusätzlich durch die Eischale geschützt.
  • Eine feuchte Lagerung der Eier ist aber trotzdem notwendig, um sie vor Austrocknung zu schützen.

Alterserwartungen:
  • Nattern werden im Durchschnitt 20,
  • Vipern 25 und
  • Eidechsen 10 Jahre alt.

Abwehrverhalten:
  • Bei Gefahr können die heimischen Eidechsen und Schleichen den Schwanz abwerfen (Autotomie). Der noch lange nach dem Abwurf (ca. 15 Min.) zappelnde Schwanz soll den Feind ablenken.
  • Der Schwanz bricht an einer vorgegeben Bruchstelle und wächst wieder nach.

  • Nattern flüchten gewöhnlich, doch wenn sie sich in die Enge getrieben fühlen beissen sie auch zu. Nicht nur dass diese Bisse schmerzhaft sind, besteht die Gefahr eine Blutvergiftung wenn Fäulnissbakterien oder Futterrückstände in die offene Bisswunde kommen.

  • In Niederösterreich sind 2 Giftschlangenarten beheimatet.
  • Während der Biß der fast ausgerotteten Wiesenotter für den Menschen eher harmlos verläuft, kann ein Kreuzotterbiß für Kinder und alte Menschen Lebensgefahr bedeuten.

Schlangenbiss:
  • Die Giftdrüsen (Speicheldrüse) dieser beiden Vipernarten befinden sich seitlich am Kopf.
  • Sie beinhalten komplizierte Eiweißverbindungen mit blut- und gefäßschädigender Wirkung.
  • Die Giftdrüsen stehen durch Ausführungsgänge mit den vorne im Oberkiefer sitzenden beweglichen langen Giftzähnen in Verbindung.
  • Die Zähne besitzen die Wirkungsweise einer Injektionsnadel.
  • Ungefähr alle 6 Wochen erfolgt ein Zahnwechsel
  • Ein oder mehrere Ersatzzähne stehen hinter jedem der beiden Giftzähne.
  • Die meisten Schlangen besitzen derartige Drüsen im Oberkiefer, doch fehlen ihnen die notwendigen Ausführungsgänge.
  • Das Sekret der Kreuzotter bewirkt Zerstörungen der Blutgefäßwände und dadurch deutlich sichtbare Veränderungen der Bißstelle.
  • Diese schwillt an und verfärbt sich blauschwarz.
  • In der Folge ergänzen auch Übelkeit, Kreislaufstörungen (Blutdruckabfall) etc. die anfänglichen Symptome einer schweren Vergiftung.
  • Die gewebszersetzende Wirkungsweise des Giftes bewirkt lokal Schmerzen.
  • Der Biß einer heimischen Giftschlange ist durch die beiden nebeneinanderliegenden deutlichen Einstichstellen der Giftzähne deutlich zu erkennen.

Verhalten nach dem Biss:
  • Gebissen von einer Kreuzotter, sollte der Betroffene möglichst bald einer ärztlichen Behandlung zugeführt werden.
  • Um eine rasche Ausbreitung des Giftes im Körper zu verhindern, soll oberhalb der Bißstelle (dem Herzen zu) die entsprechende Extremität abgebunden werden.
  • Diese Abbindung muss alle 20 Minuten kurzfristig gelockert werden.
  • Die Stärke dieser Abbindung sollte jener bei der ärztlichen Blutdruckmessung entsprechen. Nur so kann eine gefährliche Mangeldurchblutung verhindert werden.
  • Eine zusätzliche Abdeckung der Bißstelle hilft Infektionen zu vermeiden.
  • Alkohol, Kaffee und andere kreislaufanregende Mittel schaden in dieser Situation.
  • Das Aussaugen der Bissstelle sollte unbedingt vermieden werden, da es nicht ausgeschlossen ist, daß der Helfer an den Lippen oder in der Mundhöhle offene kleine Wunden besitzt, durch die das Schlangengift in seinen Blutkreislauf eindringen kann und so eine weitere Vergiftung verursacht.