Akim eine Sternschnuppe im Pferdeleben    

An einem Nachmittag, als keiner mehr damit rechnete, lag er im Stroh !

An einem Morgen, wie jeder andere, holte der Tod ihn ein !

 

Akim war ein sehr schönes Fohlen, kein Wunder, seine Abstammung entsprach einer Rassenkreuzung von altösterreichischem Noniusschlag und reinem Englischen Vollblut.

Solche Pferde wurden in den ehemaligen Kaisergestüten gezogen.

Die Anpaarung entsprach also einer langjährigen Zuchttradition, aus der berühmte Pferde hervorgegangen waren.

Der erste Tag seines Lebens war nicht sehr erfolgreich für ihn. Nach der Geburt die übrigens reibungslos verlief, hatte er Probleme auf die Beine zu kommen. Das Euter war so hoch oben und seine Mutter stand niemals ruhig. Das Gleichgewicht war auch nicht leicht zu halten, den keines seiner vier Beine wollte so, wie er wollte.

So dauerte es eine geraume Zeit, jedenfalls deutlich länger als eine Stunde, bis er endlich die Milchbar erreichte und seinen Hunger stillen konnte.

Wir, die wir eigentlich die robusten Haflingerfohlen gewohnt waren, konnten mit der Zahrtheit eines Galopperfohlens nichts rechtes anfangen.

Die Erfahrung im Umgang mit frischgefallenen Fohlen war auch nicht ausreichend und so mußte der kleine Kerl sebst zurechtkommen, statt daß wir ihm zum Euter hochgehoben hätten.

Doch eines war klar, da vor uns im Stroh lag ein Kämpfer, der nicht so ohne weiteres aufgab. und so schaffte er es schließlich doch noch, bevor er erschöpft einschlief.

Vielleicht wäre alles anders gekommen, wenn wir mehr Erfahrung gehabt hätten. Doch was nützt das Nachdenken, was geschehen ist, kann man nicht mehr rückgängig machen.

Die nächsten Tage verbrachte er mit seiner Mutter auf der Weide und da wir Urlaub hatten, konnten wir seine ersten Galoppsprünge bewundern, wir sahen mit ihm wie er seine neue Welt entdeckte und wir freuten uns, da er von Tag zu Tag geschickter, schneller und ausdauernder seine Mutter umkreiste. Das Leben war schön und wir genossen es mit ihm.

Doch leider haben wir Menschen keine Geduld im Umgang mit Pferden. Das Ende des Urlaubes nahte und es würde keiner da sein, um frühmorgens die Stute und das Fohlen getrenntvon den anderen Pferden auf die Weide zu führen.

Also mußte der kleine Kerl in die Herde eingegliedert werden, bevor der Urlaub endete.

Wir stellten uns das so vor, es sollte doch einfach sein Stute und Fohlen mit den anderen Pferden gemeinsam auf die Koppel zu geben. Die Stute würde ihr Fohlen schon beaufsichtigen und notfalls schützen. Doch diese Entscheidung war völlig falsch.

Kaum hatten die anderen Pferde der Herde von Akim Notiz genommen, kreisten sie ihm ein und die Stute hatte keinerlei Chance Akim zu Hilfe zu kommen.

Akim bewies wieder seine Kämpferqualitäten. Er rannte was das Zeug hielt um in den Schutz seiner Mutter zu gelangen. Doch die anderen Pferde kreisten ihn immer wieder ein und ließen ihm nicht aus den Kreis, den sie um ihn geschlossen hatten.

Das ging solange, bis er endlich erschöpft aufgab. Erst dann konnte die Stute zu ihrem Fohlen und es in ihre Obhut nehmen.

Tagelang nachher hatte Akim einen klammen Gang, er galoppierte nicht und bewegte sich kaum. Endlich nach einer Woche wurden die verspannten und überbeanspruchten Muskeln wieder geschmeidiger und die Bewegungen des Fohlens eleganter. Doch es sollte eine weitere Woche vergehen, bis Akim wieder Lust am Galopp empfand.

Als wir aufatmeten, da alles scheinbar ohne bleibende Folgen geblieben war, holte ihn das Schicksal ein.

Am letzten Urlaubstag, als ich in den Stall kam um das Fohlen und die Stute wie jeden Morgen auf die Koppel zu führen, kam Akim nicht hinter der Stute nach. Verwundert ging ich zurück in die Box, da lag er im Stroh und der rechte Vordelauf war gebrochen.

Wir wissen nicht was in jener Nacht geschehen war, doch für Akim war es das Ende seines kurzen Lebens.

Ganze sechs Wochen war er alt geworden., Der Tierarzt, ein Freund von uns, kam an diesen Morgen. Wir wollten, daß er Akim untersucht, ob alles in Ordnung sei. Er mußte die traurige Pflicht erfüllen, ein Pferdeleben, das erst begonnen hatte, auszulöschen.