Konditionierung des Freizeipferdes  

Sinn des gezielten Trainings eines Reitpferdes

Vielleicht ist man gar nie auf die Idee gekommen, sein Pferd im Gelände bewusst und gezielt zu gymnastizieren und auszubilden. Auch weil es relativ unüblich ist. Der eine oder andere Reiter wird das schon ganz im Stillen erwogen haben. Hat man damit begonnen, bringt es gesteigerte Arbeitslust für Pferd und Reiter. Das Pferd wird mit neuer Muskelkraft und Ausgeglichenheit reagieren. Der Reiter erhält auf Dauer,bessere Kondition, größere Ausdauer und ein neues Körpergefühl.

Was bedeutet ein Reitpferd bewusst reiten zu wollen?

Es bedeutet, dass der Reiter die Grundreitkenntnisse von Schritt, Trab und Galopp auf der richtigen Hand erfühlen, Entlastungssitz (Jagdsitz) und leichten Sitz beherrschen, sowie auch eingesessen diese Gangarten reiten können muß. Kleinere Sprünge bis 70 cm Höhe und schmale Gräben, die im Gelände vorkommen, sollte er sicher mit dem Pferd überwinden können. All dies sollte Grundlage des Trainings sein. Das Pferd gewinnt an Trittsicherheit und Balancegefühl, der Raumgriff wird verstärkt, die Hinterhand aktiv trainiert und gekräftigt, sowie Stärkung des Lungenvolumens und der Rückenmuskulatur.

   Maßnamen zum Training selbst    
In einer gebirgigen Gegend sollte man das Pferd mit Schweifgurt und Brustgeschirr aufsatteln. Die Steigbügel werden im Gelände kürzer eingestellt. Das fördert einen unabhängigeren Sitz und der Reiter sollte dadurch auch mehr Kraft in die eigenen Beinen setzen. Das bringt das Reitergewicht in die Steigbügel. Die Fußballen bilden das ständige Fundament für einen ausbalancierten, angepassten, und ausgeglichenen Sitz. Für das Training benötigen wir ein Trekkingmesser samt Hufkratzer um im Notfall eingetretene Fremdkörper aus dem Huf entfernen zu können.

   Aufwärmphase   
(vor Beginn des Reittrainings für Freizeit- Wanderreit- und Distanzpferde )
Nachdem der Reiter aufgesattelt hat, beginnt er das Aufwärmen des Pferdes indem er 300 bis 400 Meter mit dem Pferd in einem zügigen Schritt zu Fuß wandert.
Der Sinn dieser Übung ist der, dass der Reiter dem Pferd einen
  • anständigen,
  • gleichmäßigen Schritt beibringen
  • es lehrt mit ihm an der Schulter oder hinter ihm zu gehen, ohne zu trödeln,
  • gleichzeitig sollten sich die Beinmuskel des Reiters ebenfalls aufwärmen,..
Sollte sich das Pferd dahinschleppen, wird es mittels Gerte an der Schulter angetrieben und der Stimmbefehl Sche-ritt gegeben.
Das Pferd wird sich das bald merken und sich an unser vorgegebenes Schritttempo anpassen.
Ehe der Reiter dann nach ca. 400m aufsitzen, ist optimal nach zu Gurten.
Nicht vergessen, keine Hautfalten unter dem Gurt zulassen.
Zum Abschluss der Aufwärmphase sollte man noch ca. 5min. im zügigen Schritt reiten. Dazu ist es auch notwendig, dass der Reiter rhythmisch zu denken beginnt.
Es wird als bekannt vorausgesetzt, dass jede Gangart des Pferdes einen bestimmten Takt hat.
Dies ist der Grund, daß das Reiten im Rhythmus sehr wichtig ist.
Um die Hinterhand vermehrt zum untertreten zu aktivieren, gibt der Reiter ausreichende Schenkelhilfen um gleichzeitig leicht mit der Gerte die untertretende Hinterhand anzutippen.
Dies geschieht mittels Handwechsel von Zeit zu Zeit. Dazwischen spielet der Reiter mit den Zügeln. Annehmen, nachgeben, annehmen
Dies geschieht solange, bis das Pferd im zügigen Schritt untertritt und am Gebiß steht, kaut und sich das Pferd an die neue Art zu reiten gewöhnt hat. Es wird dadurch achtsamer auf die Signale des Reiters.
zum Zweck der Gymnastizierung kann der Reiter in kurzen Abständen ca. alle 5 Meter kleinere und größere Volten oder Achterfiguren auf beiden Händen reiten.
Pferde werden infolge dieser Übungen geschmeidig und biegsam.
Der Reiter, erreicht dadurch eine weiche und unabhängige Zügelhand, um gleichzeitig auf eine minimale und gefühlsvolle Hilfengebungen zu achten.
Damit wird das Ziel der Aufwärmphase
Untertritt der Hinterhand
Takt aufnehmen und
Daraus resultierend die Losgelassenheit des Pferdes.
erreicht und einem gesteigertem Training steht nichts mehr in Wege.

   ... der Westernsattel   
Die Trainingsbeschreibung ist für einen Westernsattel nur bedingt anwendbar.
Der Westernsattel wurde seinerzeit für die Rinderarbeit in der großen Weite der Prärien konzipiert.
  • So bequem er auf langen Ritten zum Sitzen auch ist,
  • so gut er das Gewicht des Reiters auf dem Pferderücken verteilt,
  • so vielseitig er für die Befestigung des Gepäcks ist,
  • für steiles bergauf- und bergabreiten,
  • sowie anspruchsvollere Sprünge
ist er nicht vorgesehen.
Er läßt auch keinen großen Spielraum für unterschiedlichen Sitzvarianten zu.
Es ist daher wichtig die Grenzen dieses Sattels in anspruchsvollem Gelände zu erkennen.
Ähnliches gilt für dieZäumung.
wenn in Western Bit verwendet wir, wird die Anlehnung nur am losen Zügel gehalten.
Dies gilt für alle Gangarten gleich !!!

 

 

 

   kurzer Ausflug in die Anatomie unserer Pferde   
wofür sind unsere Pferde eigentlich "gebaut"?
Wildpferde verbringen rund 90 bis 98 % ihrer Zeit mit der Futteraufnahme inklusive Ruhephasen.
Die "Hauptgangart" ist damit der gemächliche Schritt von Grasbüschel zu Grasbüschel mit gesenktem Kopf.
(Nacken- und Rückenband übernehmen den Hauptteil der statischen Haltefunktion - die Muskulatur wird dadurch entlastet).
Die üblichen Haltungsbedingungen sehen heute anders aus.
Durch recht eingeschränktes Futterangebot fressen die Pferde nur noch wenige Stunden, die übrige Zeit stehen sie und
wenn sie geritten werden erfolgt dies nur zu einem geringen Teil aus Schritt, hauptsächlich jedoch aus Trab und Galopp.
der Bewegungsbedarf (Definition):
Unter Bewegungsbedarf versteht man die Bewegungsmenge, die erforderlich ist, um ein Pferd gesund bzw. seine Physiologie und
Morphologie (z.B. Durchblutung) funktionstüchtig zu erhalten.
Der Bewegungsbedarf resultiert aus der Evolution des Pferdes zum Lauf- und Fluchttier.
Auf diese Art der Fortbewegung sind der Bewegungsapparat, das Herz-Kreislaufsystem, kurz alle Organsysteme seit Millionen von Jahren angepasst.
Auch heute noch ist das mehrstündige langsame Vorwärtsgehen im Schritt eine wesentliche Vorausssetzung dafür,
dass ein Pferd auf Dauer physisch und psychisch gesund bleibt.
Geht man von einer Geschwindigkeit im Schritt von 100 - 125 m /min aus, dann reiten wir beim Warmreiten innerhalb von 10 Minuten
zwischen 1 km und 1,25 km.
Bei 20 Minuten warmreiten im Schritt, also zwischen 2 und 2,5 km.

Das ist viel zu wenig!

Beim Pferde-Aufbau-Training gilt die Devise:
im Schritt wird Ausdauer und Kondition aufgebaut und zwar auf eine gelenk- und sehnenschonende Art und Weise!
1-2 mal in der Woche sollte ein ca. 2-3 stündiger Ausritt - hauptsächlich im Schritt! - bei jedem Pferd auf dem Trainigsplan stehen.
Egal bei welcher Disziplin:
Wir würden damit viel für die Gesunderhaltung unserer Pferde tun!
Bei 1 Stunde im Schritt im Gelände wird je nach Geschwindigkeit eine Strecke von ca. 6 km zurückgelegt.
Bummelt das Pferd etwas, dann entsprechend weniger.

Training kann nie die freie Bewegung erstzen

Kein Training ersetzt die Möglichkeit der freien Bewegung des Pferdes.
Damit sich Pferde auf der Koppel oder im Auslauf auch tatsächlich bewegen, müssen entsprechende Anreize geschafft werden.

Stoffwechselentgleisungen sind Alarmrufe des Pferdeorganismus, dass er mit der Haltung und dem Umfeld nicht mehr klarkommt.
Bewegung gehört zum Bewegungstier Pferd als nicht diskutierbare Tatsache in den Alltag hinzu.