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Die Strecke legen
Erlegtes Wild nach erfolgreicher Jagd in besonderer
Weise "zur Strecke zu legen", ist ein sehr alter Brauch
und eine Geste der Achtung vor dem erbeuteten Wild.
Am Ende einer gemeinschaftlichen Jagd, nach einer Drück- oder
Treibjagd, wird das erlegte Wild an einem vorbereiteten Platz zusammengebracht.
Dieser Platz wird zuvor mit grünen Zweigen ausgelegt, wobei
die Größe der Fläche den in die Jagd gesetzten Erwartungen
entspricht. Wird bis zum Abend gejagt, werden neben diesem Streckenplatz
Holzstöße aufgeschichtet, um später noch Licht zu
haben. Hierzu dienen auch Fackeln, die von im Halbkreis aufgestellten
Treibern oder Jägern gehalten werden.
Beim Legen der Strecke haben Schützen wie Treiber mit dem Wild
achtsam umzugehen. Es ist höchst verpönt, das Wild einfach
irgendwie hinzuwerfen oder etwa über das zur Strecke gelegte
Wild hinwegzutreten. Derartige Verhaltensweisen werden als Ausdruck
von Geringschätzung gegenüber dem erlegten Wild gewertet.
Üblicherweise wird das Wild auf die rechte Körperseite
zur Strecke gelegt, und zwar in bestimmter Reihenfolge: Rotwild,
Damwild, Schwarzwild, Rehe, dann kommen Fuchs, Hase, Kaninchen,
Fasan, Rebhuhn, Ente. Allerdings werden üblicherweise bei einer
Jagd längst nicht alle diese Wildarten gejagt, zumal sie ja
in verschiedenen Lebensräumen vorkommen und z. T. auch unterschiedliche
Jagdzeiten haben. Die stärksten Tiere jeder Art werden rechts
an den Anfang der betreffenden Reihe gelegt.
Bei der Niederwildjagd wird die Strecke in folgender Reihenfolge
gelegt: Füchse, Hasen, Kaninchen, Fasanen und sonstiges Flugwild
wie Schnepfen, Ringeltauben oder Enten. Wenn viel Wild auf der Strecke
liegt, wird jedes zehnte Tier einer Wildart etwas vorgezogen
Der Abschluß einer Jagd wird sehr stilvoll gestaltet mit allen
beteiligten Schützen, Bläsern, Hundeführern und Treiber.
Dazu nehmen der Jagdherr, der Jagdleiter und das Gros der übrigen
Jäger vor der Strecke Aufstellung, die Bläser, die Hundeführer
und die Treiber gegenüber.
Der Jagdleiter meldet dem Jagdherrn die Strecke, der allen dankt,
die an der Vorbereitung, dem Ablauf und dem Gelingen der Jagd Anteil
hatten. Danach überreicht er die Erlegerbrüche an die
Schützen.
Mit den Totsignalen für die einzelnen Wildarten, mit Jagd vorbei
und Halali, endet die Jagd. Nun wird das Wild in die Wildkammer
oder zum Wildhändler gebracht.
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